Donnerstag, 12. Juni 2008

Varanassi- oder 1001 Nacht

Varanassi- oder 1001 Nacht
Varanassi, die Shiva Stadt, laesst sich schwer in Worte fassen. Seit Wochen versuche ich nun schon diesen Blog zu schreiben, doch dass verrueckte treiben in dieser Stadt, die vorherrschenden Energien zu Papier zu bringen, in Worte zu bannen, so dass ihr es euch vorstellen koennt, scheint mir fast unmoeglich. Ich versuche es trotzdem.
Nachdem ich die ersten 2 Tage in Varanassi meinte : Ich halte es hier keine 2 Tage aus, es ist viel zu heiss!!! hat mich die Stadt fast 2 Monate bei stetig steigenden Temperaturen gefangen genommen.
Meine Ankunft : Shiva Puja (worshipping) im Shiva Tempel am Kedar Ghat:
Schuhe ausziehen, in den Tempel, Kopf gegen eine Steinwand lehnen, Getrommel: laut, intensiv, bannend, immer schneller werdend. Wir laufen um einen Steinblock, um den die verschiedenen Goetter Statuen von Rama, Shiva, Krishna und Shiva Lingas (Phallussymbole) stehen, Mantras (Gebete) werden gesunden, eine Zither die das Herz zum beben bringt, Haende klatschen, Rauchschwaden...benebelt von der Zeremonie torkele ich nach dem ich geweihte Milch aus einer heiligen Schale trinke und einen roten Punkt auf meine Stirn bekomme, aus dem Tempel.
Pujas zu ehren von Mama Ganga, Shiva, Hanuman (dem Gott mit dem Affengesicht), Ganeisha (dem Gott mit dem Elefantenkopf), Krishna und allen anderen bunten Goettern finden hier seit tausenden von Jahren tagtaeglich morgens und abends statt. Trommeln, Raeucherstaebchen, Gangawasser...
Es heist Varanassi sei die aelteste Stadt der Welt. Sie liegt entlang des Ganges: Mama Ganga, ehemals eine Dreadlock von Shiva. Dieser Goettin wird die Kraft zugesprochen, die Menschen die in ihr baden von ihren Suenden reinzuwaschen; ihr Karma zu reinigen.
Ich habe in der Altstadt Varanassis gelebt.
Die Altstadt Varanassis besteht aus kleinen Gassen, die nach kochender Milch riechen, der sich mit dem Geruch von Kuhdung mischt ...einer Mischung aus Chai, Nelken, Zimt, Kardamon Geruch durchzogen von Sandelholzraeucherungen und Urin...
Sie liegt entlang des Ganges, von der Hauptgasse "Thora Bengali" fuehren Treppen zum Ganges hinunter, diese werden Ghat genannt. Es gibt in etwa 100 dieser Treppen, die alle einen Namen haben. Ich wohne am Kedar Ghat, relative mittig, im Shiva International Guesthouse, bei Dr. Ashish und seiner Familie, seiner Frau Juma, seiner Mama und seinen 2 Soehnen Rithul und Rathul.
Mein Zimmer ist das vorderste. Es ist klein, ein Doppelbett, das ich in die Mitte des Zimmers schiebe 2 grosse Tueren und zu 3 Seiten Fenster aus denen ich einen atemberaubenden Blick auf Mama Ganga habe, die da es gerade Trockenzeit ist eher wie eine greise knochige Frau aussieht als wie eine mitreisende grosse Mama. Ihr wohnt trotzdem diese besondere Schoenheit inne, gerade wenn die Sonne morgens hinter ihr aufgeht und sie wie Gold vor mir fliessen laesst, glaube ich mich vorne auf einem Schiffsdeck sitzend und schreibe meine Morgenseiten...
Wo bei uns die Doenerlaedn sind, sitzen hier alte Maenner auf der Strasse und backen Samosas und Golabi in heissem Fett aus, an jeder Ecke sitz ein Chaivallah und kocht Gewuerze in Milch auf und serviert sie in Clays, Tonbecherchen, die man nach Gebrauch einfach auf der Strasse zerschmettert.
Varanassi ist beruehmt fuer seine Suessspeisen. An jeder Ecke wird Joghurt hergestellt, aus dem dann die klebrig, suessen Leckereien zubereitet werden oder leckerster Lassi gestampft wird, der mit einer eisgekuehlten Cremeschicht abgedeckt und zum Schluss mit Rosensirup verfeinert wird (koestlich!!!). Meine Lieblingssuessspeisen: “Rubbery”, die crème des Joghurts (Haut) mit Zucker, Cardamon, Nelken und Zimtpulver gemischt und Nuesschen- ein Traum! und “Lengcha” eine Art Tulumbatatlisi (tuerkische Suessspeise) nur noch feiner, die in warmem Sirup serviert wird.
Kinder mit Kajalumrandeten Augen laecheln mich an, Sadhus mit maechtigen Dreadlocks in strahlend orangene Tuecher gewickelt (orange ist die Shiva Farbe) laufen mit ihren Almosendoeschen umher, eigensinnige Kuehe blockieren die schmalen Gassen, durch die ich gewickelt in Seidenrock und Kopftuch, von Kurs zu Kurs husche. Fliegen und Kuhdung ueberall.

Eine der Hauptattraktionen Varanassis ist die Bootsfahrt entlang der Ghats. Hier waschen sich morgens und abends tausende von Menschen bevor sie in die Tempel zum Puja gehen. Brahmanen (eine der hoechsten Kasten) vollziehen wunderschoene Rituale im Ganges, sie lassen das Gangawasser durch ihre Haende fliessen, drehen sich in alle vier Himmelsrichtungen und tauchen zum Schluss ihren Kopf 3 mal unter Wasser.
Die Hintergrundskulisse ein Traum eine Mischung aus Tempeln, Ashrams und halb versunkenen Gebetsstaetten und den riesigen Treppen, die mit den zu trocknenden Saris und Tuechern abgedekct sind.
Die Waeschewaescher schlagen ihre Waesche schon frueh morgens gegen die dafuer vorgesehenen Steinplatten, tschak, tschak, tschak....das Gangawasser verfaerbt sich pink und blau, dann ist die weisse Waesche dran. Danach wird die Waesche auf der Erde und den Treppen zum trocknen ausgebreitet.
Nebendran werden die Wasserbueffel von ihren Hirten saubergeschrubbt.
Das Ufer des Ganges wird morgens als Toilette genutzt und abends werden auf den Stufen pujas gehalten, trommeln gespielt, mantras gesungen und Mutter Ganga wird geehrte...wenn man die Inder darauf anspricht, warum sie ihren ganzen Muell in den heiligen Fluss werfen, heist es nur, sie ist heilig und rein.
Logik hat in Indien keinen Platz.
Die Burning Ghats, davon gibt es 2 in Varanassi, einer links und einer rechts von mir, beherbergen das heilige Feuer, dass schon seit tausenden von Jahren nie erlischt. Hier werden die Leichnahme auf Bahren, eingewickelt in Tuecher , hertransportiert, um an den dafuer vorgesehenen Feuerstellen verbrannt, um dann im Ganges beigesetzt zu werden. Man kann sich einfach dazusetzen und der stundenlangen Verbrennungszeremonie zusehen. Das seltsame ist: es stinkt nicht, nicht wie ich es mir vorgestellt habe. Alleine wenn man sich mal einen Nagel oder das Haar ankokelt, wird normalerweise ein schlimmer gestank ausgeloest, hier jedoch rieche ich nichts und ihr kennt meinen empfindlichen Geruchsinn...es riecht halt wie ein Feuer riecht, vielleicht ein bisschen nach Barbecue, aber kein Gestank. Es heist, dass sei nur in Varanassi so. Tausende von Hindus pilgern aus der ganzen Welt nach Varnassi , um in Mama Ganga zu baden und sich von ihren Suenden reinzuwaschen oder um hier zu sterben und in ihr beigesetzt zu warden und das Nirvana zu erlangen. Die Feuer an den Burning Ghats brennen 24 Stunden rund um die Uhr, die lodernenden Leichen spiegeln sich im Ganges bis sie ihre Erloesung in ihr finden. Frauen sind zu den Verbrennungen nicht zugelassen, da sie heulen und die heiligen Zeremonien stoeren wuerden oder sich wohlmoeglich hinter ihren Verstorbenen ins Feuer werfen koennten.
Einer der “untouchables” , der untersten Kaste, der die Leichen traegt, erklaert mir, dass 5 Gruppen von der Verbrennung ausgeschlossen werden: Kinder, schwangere Frauen, Leute die durch einen Schlangebiss gestorben sind, Lepra Kranke und die heiligen Maenner, die Sadhus und versucht mir daraufhin Geld abzuknoepfen , um den Armen Holz zu kaufen fuer Ihre “Verbrennungen”.
India: Everything is in your face: death, sickness, birth.
Zu meinem Glueck, bin ich gerade rechtzeitig zu einem der groessten Musikfestivals in Varanassi angekommen. Fuenf Naechte lang 12 Stunden von abends um 7 bis morgens um sieben haben die crème de la crème der indisch klassischen Musik, sich stuendlich abwechselnd in einem Shiva Tempel ,ihr bestes von sich gegeben. Zu Beginn war ich etwas iriitiert, von der schrill und schraeg klingenden Musik und fand sie gewoehnungsbeduerftig, doch nach dem zweiten Abend habe ich mich von den Klaengen in andere Sphaeren tragen lassen und meine Seele hat getanzt. Am liebsten haette ICH getanzt zu den treibenden Trommellauten, doch die Inder sind ein eher ruhiges Publikum. Es gibt keine Stuehle, man sitzt auf dem Boden, keiner bewegt sich, mal von ein zwei Handbewegungen abgesehen, die aus manchen dann doch ausbrechen, kein Schunkeln nichts, nur geschnarche ab und an. Denn 12 Stunden sind lang und der Inder legt sich einfach ab und macht ein Nickerchen, bis der Kuenstler kommt, den er gerne sehen willJ
Morgens kommen dann all die anderen Inder zum Sonnenaufgangspuja mit Opfergaben in den Tempel und die Konzertlaute mischen sich mit dem geklingel und geklatsche der betenden Leute...
Ich habe am Vollmond vor meinem Geburtstag angefangen fuer 10 Tage zu fasten und mit Erfolg habe ich meinen Koerper von all den Giften, die sich so angesammelt hatten gereinigt, begleitet von meinen Badegaengen in der Mama, die sich denn um die Karmareinigung gekuemmert hat.
Ich weiss ICH, die so reinlich und pingelig und aengstlich ist, habe in diesem Fluss gebadet ...doch ich kann euch die Anziehungskraft nicht beschreiben mit der ich zu Sonnenuntergang meine eigenen Lieder singend in meinen Sari gewickelt oder meinen Alibabahosen in sie eingetaucht bin und ueberrascht war, dass sie nicht bitter schmeckt und sogar richtig erfrischend ist. Rausgeschluepft bin ich voller Energie und GlueckseeligkeitJ
Meine Liebsten soviel mehr will ich erzaehlen, doch ich fasse nun zusammen!
Ich habe einen kurzen Abstecher nach Agra zum Taj Mahal gemacht- bezaubernd!!!

Ich hatte eine sehr glueckliche Zeit in Varanassi, habe bei Dr. Ashish Yoga gelernt, bei Shakti Mishra Gesangsunterricht in indisch-klassischer Musik genommen, habe an meinem Geburtstag meine 2. Reiki Initiation bekommen, habe auf den heiligen Plaetzen, waehrend meine iranische Freundin Gulnaz am Ghat getanzt hat, zu Fuessen Mama Gangas meditiert und bin in andere Sphaeren vorgedrungen, habe wunderschoene Freundschaften geschlossen und wollte eigentlich gar nicht mehr weg. Ich vermisse Gully und Babaci und die Kinder im “Nice Restaurant”, die so aufgeregt waren an meinem Geburtstag als die Ueberraschungstorte kam und ich Kerzen ausblasen durfte. Ich vermisse die schrillen Farben, das geklimper der Fussbaendchen der schoenen Inderinnen und vor allem das stetige Getrommel...das Feiern, das ein Tag beginnt und endet mit all dem Brimborium...
Wie so oft, fiel mir der Abschied unglaublich schwer....
nein noch schwerer!!!

doch nun sitze ich in Brisbane Australien bei meinem Kumpel Raffi und seiner Freundin Lenore
( nachdem ich meinen ersten Kulturschock in Singapore ueberwunden habe: die Frauen halb nackt, Paerchen, die sich auf den Strassen kuessen, kein Kaugummi, da man die Strassen verschmutzen koennte, alles so sauber und rein und gut riechend etc...)
und bin letztes Wochenende mit den beiden bei einem Aborigini Festival gewesen: “The Dreaming”, bei dem ich mir den Eintritt als Tuersteherin verdient habe( da ich meine Masterkarte in einem indischen Geldautomaten gelassen habe und mich zwischen Flug und Karte entscheiden musste...)
Wie auch immer, es war herrlich!!!
Meine schoenste Welcomeparty in Australien!!!
Eine Mischung aus traditionellem Aborigini Tanz und Gesang gemischt mit modernen Auffuehrungen...
Ich habe bei Maori Heilerinnen einen Workshop gemacht und ueberlege mir nun einen sechswoechigen Kurs in ihrer Schule in Neuseeland zu machen...
Habe eine Band kennengelernt “Andi and George”, die Funky-Reggae Musik machen und rocken!!!
Sie touren zur Zeit in einem riesen Bus durch Australien und ich werde voraussichtlich ab morgen mit der Truppe, als ihre Koechin mitreisen (fuer eine Weile) strahl!!!!
Daher der Aufruf von mir: Bitte schickt mir Rezepte!
Ich muss fuer etwa 20 Mann und Frau kochen und brauche einfache, schnelle Rezepte!
So was wie Chili sin Karne oder so....natuerlich habe ich mit meiner tuerkischen Kueche geworben, doch die ist fuer jeden Tag doch zu aufwendig:)
Ich bin so aufgeregt!
Ich druecke Euch alle und schicke Euch all meine Liebe.
Bis bald
Eure Mehlika -on tour- in Aussieland